Geschwindigkeitsüberschreitungen zählen zu den am häufigsten vorkommenden Verkehrsverstößen in Deutschland. Vier von fünf Autofahrern wurden hierzulande schon einmal geblitzt1. Einnahmen aus der Verkehrsüberwachung - insbesondere durch den Einsatz von Blitzern - sind in Deutschland ein Dauerthema. 2023 ging laut Statistischem Bundesamt rund jeder dritte Verkehrstote auf eine unangepasste Geschwindigkeit zurück2. Um die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten, müssen Regeln konsequent durchgesetzt und Verstöße geahndet werden. Erst kürzlich einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten auf schärfere Strafen für Geschwindigkeitssünder3. Kritiker bemängeln jedoch, dass Geschwindigkeitsüberwachung nicht zwangsläufig den Schutz im Straßenverkehr erhöht, sondern in vielen Städten vor allem als zusätzliche Einnahmequelle dient - eine Anschuldigung, die den Kommunen regelmäßig unterstellt wird4.
Fakt ist, dass sich die Einnahmen der einzelnen Städte stark unterscheiden.Dabei gibt es derzeit insgesamt rund 6.200 Blitzer in Deutschland5. Um herauszufinden, wo die Blitzerdichte am höchsten ist und wo Raser besonders zur Kasse gebeten werden, hat LeasingMarkt.de in einer aktuellen Auswertung die Einnahmen für Geschwindigkeitsverstöße in 30 deutschen Städten analysiert. Die Analyse erfasst die Bußgeldhöhe pro Pkw, die Anzahl stationärer und mobiler Blitzer sowie die Zahl der Messstellen*.
*Eine ausführliche Übersicht über die verwendeten Quellen findet sich in der Methodik am Ende dieser Analyse.
Martin Teichmann, Geschäftsführer bei LeasingMarkt.de:
„Geschwindigkeitsbegrenzungen sind keine unverbindlichen Empfehlungen. Sie sind lebenswichtige Regeln, die alle Verkehrsteilnehmer schützen sollen. Umso wichtiger ist es, dass Tempokontrollen dort stattfinden, wo es wirklich darauf ankommt: an Gefahrenstellen. So lässt sich die Verkehrssicherheit gezielt verbessern - ohne den Eindruck zu erwecken, es gehe vor allem um Bußgelder. Wer sich an Tempolimits hält, fährt nicht nur regelkonform, sondern hilft aktiv dabei, Unfälle zu vermeiden und Leben zu retten.“

Die höchsten Einnahmen, die meisten Blitzer: Diese Städte führen das Ranking an
Hamburg nimmt jährlich 47 Millionen Euro durch Blitzer ein, in Berlin sind es rund 30 Millionen. Es ist naheliegend, dass größere Städte mehr Bußgelder verhängen als kleinere. Dort, wo mehr Autos auf den Straßen unterwegs sind, können auch mehr Fahrzeuge geblitzt werden. Um einen fairen Vergleich zu ermöglichen, betrachtet das aktuelle Ranking daher die Bußgeldeinnahmen gemessen am Pkw-Bestand einer Stadt, sowie Blitzer und Messstellen gemessen an je 10.000 Pkws.
Karlsruhe führt das Ranking mit vergleichsweise hohen Einnahmen und der größten Dichte an stationären Blitzern an. Das liegt nicht zuletzt auch an der umfassenden Verkehrsüberwachung: Mit 37 stationären Blitzern, vier mobilen Blitzer-Einheiten und 67 Messstellen werden in Karlsruhe Geschwindigkeitsverstöße flächendeckend verfolgt. So nimmt Karlsruhe jährlich 13 Millionen Euro an Bußgeldern ein. Umgerechnet auf die lokale Pkw-Anzahl entspricht das einer beeindruckenden Höhe von knapp 92 Euro pro gemeldetem Pkw. Städte wie Hamburg oder Berlin verzeichnen zwar deutlich höhere Strafzahlungen pro Jahr, weisen aber auch eine deutlich höhere Fahrzeugdichte auf.
| Bußgeldhöhe für Blitzer | Stationäre Blitzeranlagen | Mobile Blitzeranlagen | Messstellen | |||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Stadt | Land | Punkte | Einnahmen / Jahr | Pro Pkw Bestand | Vgl. Städte | Anzahl | Pro 10 Tsd. Pkw | Vgl. Städte ⌀ | Anzahl | Pro 10 Tsd. Pkw | Vgl. Städte ⌀ | Anzahl | Pro 10 Tsd. Pkw | Vgl. Städte ⌀ |
1 Karlsruhe | BW | 100 | 13.0 Mio € | 92 € | 157 % | 37 | 2.62 | 200 % | 6 | 0.42 | 91 % | 67 | 4.74 | 28 % |
2 Leipzig | SN | 90 | 19.4 Mio € | 83 € | 132 % | 32 | 1.37 | 57 % | 10 | 0.43 | 95 % | 142 | 6.07 | 64 % |
3 Hamburg | HH | 83 | 47.0 Mio € | 58 € | 62 % | 39 | 0.48 | -45 % | 21 | 0.26 | 18 % | 456 | 5.61 | 52 % |
4 Mainz | RP | 61 | 7.6 Mio € | 75 € | 109 % | 9 | 0.89 | 2 % | 1 | 0.10 | -55 % | 64 | 6.30 | 71 % |
5 Köln | NW | 58 | 19.2 Mio € | 39 € | 8 % | 64 | 1.29 | 48 % | 11 | 0.22 | 0 % | 191 | 3.84 | 4 % |
6 Berlin | BE | 54 | 30.2 Mio € | 24 € | -32 % | 47 | 0.38 | -56 % | 18 | 0.14 | -36 % | 571 | 4.59 | 24 % |
7 Dresden | SN | 52 | 14.3 Mio € | 62 € | 74 % | 26 | 1.13 | 29 % | 4 | 0.17 | -23 % | 90 | 3.91 | 6 % |
8 Potsdam | BB | 52 | 2.5 Mio € | 33 € | -8 % | 5 | 0.65 | -26 % | 1 | 0.13 | -41 % | 68 | 8.85 | 145 % |
9 Hannover | NI | 40 | 7.0 Mio € | 31 € | -12 % | 40 | 1.79 | 105 % | 1 | 0.04 | -82 % | 76 | 3.40 | 8 % |
10 Wuppertal | NW | 36 | 3.0 Mio € | 17 € | -53 % | 34 | 1.89 | 117 % | 4 | 0.22 | 0 % | 47 | 2.61 | -29 % |
11 Düsseldorf | NW | 36 | 17.4 Mio € | 54 € | 50 % | 24 | 0.74 | -15 % | 6 | 0.18 | -18 % | 73 | 2.25 | -39 % |
12 Flensburg | SH | 33 | 1.6 Mio € | 35 € | -3 % | 5 | 1.09 | -25 % | 2 | 0.44 | 100 % | 17 | 3.70 | 0 % |
13 Halle | ST | 33 | 4.0 Mio € | 43 € | 20 % | 7 | 0.74 | -15 % | 1 | 0.11 | -50 % | 42 | 4.41 | 19 % |
14 Münster | NW | 32 | 5.9 Mio € | 39 € | 9 % | 5 | 0.33 | -62 % | 5 | 0.33 | 50 % | 66 | 4.34 | 18 % |
15 Mannheim | BW | 32 | 5.2 Mio € | 33 € | -8 % | 16 | 1.01 | 16 % | 5 | 0.32 | 45 % | 43 | 2.72 | -26 % |
16 Erfurt | TH | 31 | 3.6 Mio € | 37 € | 2 % | 7 | 0.71 | -19 % | 3 | 0.30 | 36 % | 38 | 3.86 | 5 % |
17 Saarbrücken | SL | 29 | 0.5 Mio € | 5 € | -86 % | 13 | 1.35 | 55 % | 3 | 0.31 | 41 % | 42 | 4.37 | 18 % |
18 Stuttgart | BW | 29 | 2.0 Mio € | 7 € | -81 % | 41 | 1.37 | 57 % | 7 | 0.23 | 5 % | 79 | 2.63 | 29 % |
19 Kiel | SH | 28 | 5.0 Mio € | 45 € | 25 % | 6 | 0.54 | 38 % | 2 | 0.18 | -18 % | 41 | 3.66 | -1 % |
20 Bonn | NW | 28 | 3.1 Mio € | 17 € | -51 % | 13 | 0.74 | -15 % | 7 | 0.40 | 82 % | 69 | 3.42 | -7 % |
21 Rostock | MV | 27 | 2.8 Mio € | 32 € | -9 % | 10 | 1.16 | 33 % | 2 | 0.23 | 5 % | 23 | 2.66 | -28 % |
22 Nürnberg | BY | 26 | 4.9 Mio € | 20 € | -45 % | 7 | 0.28 | -68 % | 6 | 0.24 | 9 % | 117 | 4.69 | 27 % |
23 Dortmund | NW | 25 | 15.0 Mio € | 50 € | 40 % | 12 | 0.40 | -54 % | 4 | 0.13 | -41 % | 69 | 2.30 | 38 % |
24 Bremen | HB | 22 | 9.0 Mio € | 36 € | 1 % | 22 | 0.89 | 2 % | 2 | 0.08 | -64 % | 53 | 2.13 | 42 % |
25 Frankfurt am Main | HE | 21 | 8.6 Mio € | 25 € | -30 % | 29 | 0.85 | -3 % | 5 | 0.15 | -32 % | 64 | 1.87 | -49 % |
26 Augsburg | BY | 17 | 3.0 Mio € | 21 € | -41 % | 3 | 0.21 | -76 % | 5 | 0.35 | 59 % | 50 | 3.54 | -4 % |
27 Bochum | NW | 14 | 6.9 Mio € | 32 € | -11 % | 9 | 0.42 | -52 % | 3 | 0.14 | -36 % | 49 | 2.26 | -39 % |
28 Duisburg | NW | 7 | 5.3 Mio € | 22 € | -39 % | 6 | 0.10 | -71 % | 4 | 0.17 | -23 % | 44 | 1.83 | -50 % |
29 München | BY | 3 | 3.0 Mio € | 4 € | -89 % | 31 | 0.41 | -53 % | 6 | 0.08 | -64 % | 113 | 1.48 | -60 % |
30 Essen | NW | 0 | 1.7 Mio € | 4 € | -89 % | 6 | 0.20 | -77 % | 3 | 0.10 | -55 % | 80 | 2.68 | -27 % |
Karlsruhe erhebt die höchsten Bußgelder – gemessen am Pkw-Bestand
In Deutschland sind die Bußgelder für Verkehrsverstöße grundsätzlich bundeseinheitlich geregelt. Der Bußgeldkatalog, der die Höhe der Strafen festlegt, gilt landesweit. Kommunen, Städte oder Bundesländer haben also keinen besonderen Spielraum, eigene Sätze festzulegen - sie sind an die einheitlichen Regelungen gebunden. Entscheidend für die jährlichen Einnahmen sind deswegen vor allem die Anzahl und Positionierung der Messgeräte sowie das Verkehrsaufkommen und die Fahrzeugdichte im Stadtgebiet.
- Karlsruhe liegt mit 91,98€ pro Pkw an der Spitze – auch diesbezüglich führt die Stadt das Ranking an
- München, belegt hingegen mit nur 3,93€ pro Pkw den letzten Platz
- Im Durchschnitt liegen die Einnahmen pro Pkw bei 35,77 €
Karlsruhe ist Blitzer-Hauptstadt Deutschlands
Stationäre Blitzer sind fest installierte Geräte, die an bestimmten Punkten entlang von Straßen oder Autobahnen überwachen. Sie erfassen Geschwindigkeitsüberschreitungen und sind häufig an Stellen mit hohem Unfallrisiko oder in besonders riskanten Zonen platziert. Zwar kann eine hohe Anzahl stationärer Blitzer als Indikator für verstärkte Überwachung gesehen werden, doch es ist entscheidend, wie sinnvoll diese in Unfallschwerpunkten platziert sind, um tatsächlich zur Verkehrssicherheit beizutragen.
- In Karlsruhe gibt es mit 2,62 stationären Blitzern pro 10.000 Pkw die höchste Dichte
- Im Gegensatz dazu liegt Essen mit nur 0,20 Blitzern pro 10.000 Pkw eher am unteren Ende des Spektrums
- Im Bundesdurchschnitt kommen in deutschen Städten 0,87 stationäre Blitzer pro 10.000 Pkw zum Einsatz

Nicht nur Punkt-Zentrale: Flensburg zeigt größte Dichte an mobilen Blitzern
Mehrmals im Jahr führt die Polizei an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen sogenannte Blitzermarathons durch, an denen vermehrt Geschwindigkeitskontrollen stattfinden. Dabei kommen überwiegend mobile Blitzer zum Einsatz. Diese sind in Fahrzeugen oder fahrbaren Einheiten installiert und können leicht von einem Messort zum nächsten transportiert werden. Doch auch außerhalb solcher Aktionen kommen mobile Blitzer regelmäßig zum Einsatz, da sie flexibel an unterschiedlichen Orten und zu variierenden Zeiten positioniert werden können. Diese Flexibilität ermöglicht es, unerwartete Bereiche zu überwachen und Geschwindigkeitsverstöße effektiv zu ahnden. Mit aktuellen Informationen aus dem Radio und dem Internet können Autofahrer zeitnah erfahren, wo solche mobile Geschwindigkeitskontrollen stattfinden.
Der bundesweite Blitzermarathon wird übrigens üblicherweise zweimal im Jahr angesetzt: im Frühling (April) und im Spätsommer (August).
- Flensburg hat mit 0,44 mobilen Blitzern pro 10.000 Pkw die höchste Blitzerdichte in dieser Kategorie
- In Hannover hingegen kommen pro 10.000 Pkw nur 0,04 Geräte zum Einsatz
- Durchschnittlich kommen 0,22 mobile Blitzer auf 10.000 Pkw
Potsdam hat eine besonders hohe Dichte an mobilen Messstellen
Messstellen sind spezielle Überwachungseinrichtungen, die eine Vielzahl von Verkehrsparametern erfassen können. Hierzu zählen neben Geschwindigkeit auch die Erfassung von Abständen und Verkehrszählung. Diese Geräte dienen daher nicht nur der Geschwindigkeitskontrolle, sondern der Verbesserung der Verkehrssicherheit insgesamt. Sie sind meist auf längere Einsätze an festen Standorten ausgelegt und werden seltener kurzfristig genutzt, wie etwa bei einem Blitzermarathon.
- Potsdam führt hier mit rund neun Messstellen pro 10.000 Pkw
- Im Vergleich dazu hat München mit circa 1,5 Messstellen pro 10.000 Pkw eine deutlich geringere Dichte
- Der Durchschnitt der untersuchten Städte liegt bei 3,69 Messstellen pro 10.000 Pkw

FAQ
Wie viele Blitzer gibt es in Deutschland?
Laut Schätzungen gibt es aktuell rund 6.200 Blitzer in Deutschland (Stand: April 2025). Darunter fallen 937 mobile Blitzer, 479 Blitzer-Anhänger sowie 4756 feste Blitzer. Hinzu kommen knapp 13.000 mobile Messstellen.
Wie viel Geld nimmt Deutschland durch Blitzer ein?
Es wird nicht zentral erhoben, wie viel Deutschland jährlich durch Blitzer einnimmt. Vielmehr veröffentlichen Bundesländer, Städte oder Kreise ihre Zahlen unterschiedlich und teilweise nur auf kommunaler Ebene. Für 2023 gab Bayern zum Beispiel an, 163 Millionen Euro durch Bußgelder eingenommen zu haben6. In Hamburg belief sich die Zahl 2024 auf circa 47 Millionen Euro7. Für Berlin lag diese Zahl 2023 bei rund 32 Millionen Euro8.
Wie teuer kann es werden, wenn ich geblitzt wurde?
Die Geldstrafen sind im Bußgeldkatalog9 festgelegt, der bundeseinheitlich geregelt ist. Die Bußgeldhöhe unterscheidet sich also nicht zwischen Bundesländern oder Landkreisen. Bei einer Überschreitung von bis zu 10 km/h muss man mit 48,50 Euro rechnen. Ab mehr als 20 km/h drohen beispielsweise ein Punkt in Flensburg und man riskiert ein Fahrverbot.
Quellen
1 Auto-Report: Blitzer und Verkehrskontrollen
2 Verkehrsunfälle in Deutschland - Statistisches Bundesamt
3 Europäische Union einigt sich auf EU-weiten Führerscheinentzug - DER SPIEGEL
4 Kritik an Blitzern in Herten: „Verkehrsüberwachung gehört nicht in die Hände von Kaufleuten“
5 Blitzer.de: Anzahl Blitzer in Deutschland
6 Verkehrssünder zahlen so viel wie noch nie: 163 Millionen Euro | BR24
7 Hamburg kassiert 47 Millionen Euro durch Raser-Bußgelder - SPIEGEL
8 33 Millionen Euro mit Rasern verdient: Diese Stadt ist Platz 1 beim Blitzen - BILD
Methodik
So wurde das Ranking berechnet
Um eine Rangliste der deutschen Städte mit den höchsten Bußgeldeinnahmen zu erstellen, wurden alle Faktoren der einzelnen Untersuchungsfelder auf einer Punkteskala von 0 bis 100 standardisiert. Die Stadt, welche im jeweiligen Faktor die höchsten Werte hatte, erhielt die Punktzahl 100. Die Stadt mit den niedrigsten Werten erhielt die Punktzahl 0. Alle anderen Städte wurden danach jeweils innerhalb eines Faktors an diesen Extremwerten bemessen und entsprechend gerankt.

